#23 - Soll ich - oder soll ich nicht...?
Ein Schnellreparaturset für Holzflötenspieler
Ich lebe im Bundesstaat Rhode Island im Nordosten der USA. Seit Anfang Juni dieses Jahres leiden wir unter der Hitze wie im Hochofen. Wir haben jetzt in vielen Teilen der Welt Abonnenten, aber alle haben verschiedene Wetterbedingungen, die Ihr Instrument beeinflussen können. Dies gilt insbesondere für die Zapfen vieler Flöten. Kork und Holz neigen je nach Temperatur zum Quellen oder Zusammenziehen. Was können wir dagegen tun? Hmmm? Ihr könntet eine Flöte mit Zapfen aus Sterlingsilber kaufen, die sich je nach Wetterlage nicht ausdehnen oder zusammenziehen. Naaaa? - ich frage mich, wer diese Art von Instrumenten herstellt ...
Für alle anderen hier einige meiner Vorschläge für ein Notfall-Reparaturset, das auf Reisen zusammen mit eurer Flöte aufbewahrt werden kann:
- Eine Rolle Teflonband oder sog. Klempnerband (wichtigstes Reparaturmaterial)
Wenn sich die Zapfen auf eurer Flöte zusammenziehen oder der Stimmkork zu locker wird, bilden ein paar Umwicklungen Teflonband, das keinen (!) Klebstoff enthält und nicht am Korken haftet, eine ausreichende Verbindung. - Zigarettenpapier - bevorzugt ohne Klebstoff (für allgemeine Reparaturen)
Dieses kann auch die Funktion des zuvor beschriebenen Teflonbandes erfüllen. Benutzt dieses auch, wenn ihr eine Flöte mit Klappen spielt und vermutet, dass ein Polster undicht ist. Wenn es sich um Papier mit Klebstoff handelt, faltet es um und reisst den Abschnitt mit dem Klebestreifen ab. Befeuchtet nun eine Ecke des Zigarettenpapiers, drückt die Klappe herunter um das Tonloch freizulegen, schiebt das Papier vorsichtig zwischen das Polster und das Loch, sodass es das gesamte Tonloch bedeckt. Dann lasst die Klappe los, so dass sie fest auf dem Papier sitzt (mit einem freien Finger die Klappe etwas andrücken), dann vorsichtig am Papier ziehen und das überschüssige Papier abreissen. Dies dient als temporäre "Dichtung" zum Abdichten des Tonlochs. Ihr könnt im Notfall auch Papierservietten verwenden, aber es funktioniert nicht so gut. - Q-Tips (Allgemeines Reparaturmaterial)
Kleine Sticks mit einem weichen Wattebausch am Ende. Wenn sich im Anblasloch oder in einem Tonloch etwas Schmutz befindet kann dieser damit entfernt werden. Ich empfehle, den Q-Tip zuerst in heisses Wasser zu halten, um den Schmutz aufzuweichen. Kratzt nie mit einem Messer oder einem anderen scharfen Gerät im Ansatzloch oder den Tonlöchern eurer Flöte herum! - Schleifpapier mit Körnung 1200 (für nicht ganz einfache Reparaturen)
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich eine kleine Holzbraue um das Anblasloch von Holzflöten erhebt. Für die schonende Nachbearbeitung dieser Bereiche empfehle ich ein kleines Stück 1200er Schleifpapier. Reisst ein Stück, das etwa 4 cm breit und 3 cm lang ist. Schleift die erhabene Stelle sehr leicht an und wiederholt diesen Vorgang dann mit der glatten Rückseite des Schleifpapiers. Dadurch wird der geschliffene Bereich poliert. Wichtig: das Ansatzloch selber darf nie ausgeschliffen werden! - Cyanoacrylat Schnellkleber (Für komplexere Reparaturen)
Auch das beste Holz der Welt kann Risse bekommen. Eines der Dinge, welches sich in den meisten Werkstätten von Holzflötenbauern findet, sind ein oder zwei Röhrchen Cyanoacrylat Schnellkleber (oder dessen örtliche Entsprechung). Wenn sich an eurer Flöte ein Riss bildet und ihr ihn selbst abdichten müsst, tut Folgendes: Stellt sicher, dass der Riss frei von Schmutz, Öl oder anderen Verunreinigungen ist. Tragt eine dünne Schicht Kleber auf den Riss auf und wartet einige Sekunden, bis er im Riss versinkt. Wenn der Riss wieder auftritt, wartet einige Sekunden und widerholt die Prozedur. Wenn die Klebstofflinie auf der Holzoberfläche intakt bleibt, ist der Riss gefüllt. Wartet eine gewisse Zeit, bevor ihr die Flöte wieder benutzt. Um anschliessend die Leimreste zu entfernen, sind fortgeschrittene Kenntnisse im Umgang mit Juwelierfeilen und Schleifpapier erforderlich. Achtet also darauf, dass Ihr beim Auftragen des Klebers nicht zu viel verwendet oder schlampig arbeitet. - Streichhölzer oder Zigarettenanzünder
(Für komplexere Reparaturen)
Die Klappenpolster werden im Allgemeinen am Ende der Klappe mit Schellack oder anderen ähnlichen Substanzen befestigt. Zur Befestigung von Polstern mit Schellack wird ein Schellackstab erhitzt, bis der Lack zu fliessen beginnt und eine kleine Menge in den Becher am Ende der Klappe fliessen kann. Das Polster wird dann schnell in die Klappe gelegt, und die Klappe wieder an der Flöte montiert. Polster lösen sich oft. Geübte Reparateure können die Klappen erhitzen (wenn Sie sehr vorsichtig sind direkt auf der Flöte, aber vorzugsweise nach dem Demontieren der Klappe), wobei sie versuchen, die Position des Polsters auf der Klappe nach Möglichkeit nicht zu verschieben. Die Klappe wird etwa einen Zentimeter oder etwas weniger über die Flamme gehalten, bis der Schellack etwas sprudelt. Das Polster dann nach unten gedrückt, um es auf der Klappe zu fixieren. Danach wird die Klappe schnell wieder an der Flöte befestigt. Berührt die Klappe vorsichtig, sie wird sehr heiss. Drückt die Klappe etwas nach unten, damit sich das Polster der Form des Tonlochs anpasst.
Dies sind einige einfache bis fortgeschrittene Tricks, die euch bei der Reparatur von Holzflöten helfen. Die Komplexität variiert und alle sollten mit Vorsicht eingesetzt werden. Denkt daran, ein bisschen Wissen ist eine gefährliche Sache ...