#21 - Höre dir zu! Höre dir zu!

Der Zen hinter der Spielfreude auf der irischen Flöte


Viele von euch wissen, dass ich manchmal sehr technikorientierte und manchmal sehr zenlastige Tips gebe. Dies ist ein Zen-Tip. Oder, wie ich es gerne nenne, das Zen hinter der Spielfreude.

Dies wird vielleicht der kürzeste, aber wichtigste Tipp sein, den ich weitergeben kann: Entwickelt die Fähigkeit eurem eigenen Spiel so zuzuhören, als wärt ihr im Publikum! Unregelmässigkeiten im Rhythmus oder andere Fehler beim Musizieren haben ihre Wurzeln oft darin, dass der Musiker sich nicht in sein Publikums versetzt und sich selber nicht zuhört.

Es ist von größter Wichtigkeit den Tune den ihr spielt "im Kopf" zu haben, aber denkt daran, dass dies NICHT das ist, was die Zuhörer hören. Das Publikum hört die Töne, die ihr spielt, es kann aber eure Gedanken nicht lesen. Es ist eure Aufgabe eure Gedanken über die von euch gespielten Töne, an das Publikum weiter zu geben. Mit der Zeit werdet ihr feststellen, dass die Musik langsamer ist als ihr denkt, egal wie schnell das wirkliche Tempo ist. Die leichte Verzögerung zwischen dem Formen und dem Präsentieren eurer Gedanken als Töne ist der kritische Zeitrahmen, in dem Musik stattfindet.

Hier eine Beschreibung was in meinem Kopf los ist, während ich spiele:

  1. Ich habe die Melodie, die ich spielen möchte, in meinem Kopf.
  2. Ich habe Vertrauen in die Techniken, die ich geübt habe, und in meine Fähigkeit diese in dem Moment zu  spielen, in dem ich sie brauche. Ich versuche nicht, etwas körperlich zu tun. Mein Verstand lässt meinen Körper die anstehende Aufgabe automatisch ausführen.
  3. Ich trete zurück und beobachte, was los ist, um sicherzugehen, dass es so klingt, wie ich es möchte.
  4. Ich versuche mir bewusst zu werden, was um mich herum passiert (Session, Band, Publikum und was ich als nächstes spielen soll, etc.), während ich spiele.
  5. Ich stehe unter „Spannung“, das hilft - mir.

Ich weiß, das klingt verrückt, wie vieles andere in diesen Tipps. Ich bin der festen Überzeugung dass, sobald ihr das Instrument und die Melodie unter Kontrolle habt, Entspannung und Zuhören beim Spiel die nächsten wesentlichen Schritte sind. Musik kommt zu 90% aus der Seele, der Rest findet im Kopf statt. ;-)

Dies ist kein Tipp, bei dem ich ohne weiteres einen Übungsvorschlag empfehlen kann. Ich möchte euch dafür sensibilisieren wie wichtig es ist, die Töne zu hören, die ihr spielt. Schließlich solltet ihr bereit sein dem zuzuhören, was ihr zum Publikum schickt...