#20 - Möchte noch jemand ein Brötchen? (Englisch: "roll")
Wie man Rolls auf der Holzflöte spielt
Die nächste Station unserer Tour durch die Wunder der Ornamentik führt uns in das magische Land der Rolls. Es gibt verschiedene Arten von Rolls, für verschiedene Situationen ... zum Beispiel eine Sandwich-Roll mit Kaffee am Morgen und natürlich das wilde „Rollen“ Ihrer Finger, während wir irische Melodien spielen.
Diese Fingerbewegungen haben viele Namen: Cuts, Crans, Rollen, Fingerschläge usw. Wir werden uns auf einen Bewegungsablauf konzentrieren, der im klassischen Sinne als „Mordent“ bekannt ist, ein Ornament welches auch in der amerikanischen Fife-Musik oder in irischer Musik vorkommt. Ich möchte mich nicht zu sehr mit der Fingertechnik befassen. Viel wichtiger für mich ist, eine Roll gut zu spielen.
Beginnen wir mit dem Grundprinzip. Wir sprechen über eine Gruppe von fünf Noten und wie ihr mit Hilfe von Atempuls und Fingerschlag dem Spiel eine neue Dimension hinzufügen könnt. Normalerweise wird eine Roll in der Notenschrift als Symbol geschrieben welches aussieht, als ob ein S nach vorne gefallen ist (~). Manchmal hat dieses Symbol auch eine diagonale Linie in der Mitte. Ihr beginnt die Roll mit einer Note, wechselt darauf zur Nächsten nach oben, kehrt zum Original zurück, um dann zu einer unter dem Original zu gehen und wieder zum Original zurückzukehren. Beispielsweise verwenden wir die Töne G A G Fis G als Vorlage. Gespielt in einem sanften Rhythmus von fünf Noten, kann dies entweder ein „Mordent“ oder ein „Turn“ sein. In der traditionellen irischen Musik wollen wir versuchen, eher einen perkussiven anstelle eines melodischen Effekts zu erzielen.
Der Ablauf gliedert sich in zwei Teile. Wir erhöhen zuerst die Länge des ersten G leicht und spielen dann das folgende A G Fis G mit einem schnellen Hoch und Runter der Finger. Die wichtigste Teil dieses Ablaufs besteht darin, die vierte der fünf Noten zu betonen, indem ihr mit dem Fis-Finger kräftig zuschlagt und den Atempuls so einstellet, dass er mit dem Fingerschlag übereinstimmt. Diese Technik eignet sich gut für Rolls auf Fis, G, A und H in beiden Oktaven.
Beim tiefen D wird der sogenannte „Cran“, eine andere Technik, angewendet. Versucht das Folgende mit sehr langsamer Geschwindigkeit: Spielt ein starkes tiefes D auf eurer Flöte, gefolgt von einem schnellen Hoch- und Runterklopfen eures fünften Fingers, gefolgt von der gleichen Bewegung eures vierten Fingers. Vergewissert euch, dass euer fünfter Finger wieder auf der Flöte liegt bevor Ihr den vierten Finger beweget. Dies sorgt für eine klare, Staccato-Trennung der Noten. Kehrt dann durch ein erneutes Anheben des fünften Fingers zurück zum tiefen D. Dieser Ablauf klingt bei dieser Geschwindigkeit nicht sehr spektakulär, aber wenn ihr die Bewegung und das Umlegen eurer Finger allmählich beschleunigt, entsteht auf magische Weise der „D-Cran“.
Ihr könnt dieses Ornament auch mit eurem vierten und dritten Finger ausführen, aber ich bevorzuge den Klang, der mit der oben beschriebenen Methode erzeugt wird. Auch "erweiterte" Crans sind spielbar, indem ihr die Finger fünf, vier und dann drei umlegt. Dies ist jedoch für viele Spieler recht schwierig.
Vorschläge zum Einsatz dieser Ornamentesammlung werden wir in zukünftigen Tips behandeln.